Kurzromane sind kurze Bücher!

Aber sind sie auch schnell gelesen?

Kurze Bücher und Kurzromane: Wer hätte es nicht gerne, gut unterhalten sein, innerhalb von wenigen Tagen oder an einem Wochenende. Kurzromane sind seit Jahrhunderten ein beliebtes Medium, um große Welten mit einer kleinen, spannenden Aussicht zu schaffen, die doch sehr gerne zu einem langen anregenden Gedankenecho ausschwingt. Was kurze Bücher und Kurzromane also klassifizieren? Sie können schnell gelesen werden, umfassen jedoch nicht selten eine ebenso trächtige Bedeutung wie die großen Geschwister.

Ein kompaktes Buch führt zum einen den Vorteil, dass es nicht ständig verzettelt und weggelegt werden muss, und zum anderen, dass es häufig aufgrund des sich anbietenden Formats in Größen unter DIN A5 oder kleiner als ein Standard-Taschenbuch angeboten wird. Für Menschen mit wenig Zeit, wenig Energie für unterhaltende Aufmerksamkeit oder für Geschichtensüchtige, die gerne von Welt zu Welt springen, ist der Kurzroman oder ein schnell zu lesendes Buch natürlich optimal. Dabei lässt sich noch weiter unterklassifizieren, indem geklärt wird, was schnelles Lesen nun ausmacht.

Unterschiede der Kurzromane und kurzen Bücher

So schnell können Kurzromane gelesen werden

Das Leseniveau spielt eine tragende Rolle, wie schnell sich ein Roman verschlingen lässt. Auch der Stil und die allgemeine Spannungskurve regen die Lesegeschwindigkeit an. Ziel vieler Autor:innen ist dabei selbstverständlich nicht, auf ein Mindestmaß an Seiten und Wörtern zu kommen, wegen dem manche Leser:innen dann tatsächlich ein Werk überbevorteilen.

Das Ziel ist, eine lebhafte Welt und interessante Charaktere zu erschaffen, die sich (beide) auf das Interesse oder sogar eine identifizierbare Lebensrealität der Leserschaft stülpen lässt. Verflechten Autor:innen in ihren kurzen Romanen dann intensive Rätselpfade, stolpern neugierige Augen dann vielleicht über den ein oder anderen Hinweis und lesen das Buch schnell zu Ende, benötigen aber weitere Blicke auf die Gesamtgeschichte. Der Vorteil von guten, rätselhaften Kurzromanen besteht dann also darin, dass man sie gerne mehrfach ließt.

Wie definiert sich ein Kurzroman oder ein kurzes Buch?

Das lässt sich gar nicht so einfach festmachen, wenn man nur anhand der Seitenzahl und nicht anhand der Lesegeschwindigkeit beurteilt. Geläufig sind dabei jedoch Rahmen von maximal 200 Seiten, aber auch bis zu 90 Seiten. Festgemacht wird das je nach Definitionär:in an der historischen Nähe zu also eher epochal definierten Kurzromanen oder an der relativen Seitenzahl im Vergleich zur Durschschnittsromanseitenzahl. Im Sinne der künstlerischen Freiheit obliegt es dabei immer den Autor:innen, ab wann sie ihr Werk als Kurzroman klassifizieren, da auch strategische und vertriebliche Interessen an diesem Begriff haften.

Ein kurzes Buch aber ist in seiner Definierbarkeit fern von dem buchstäblichen Kunstbegriff „Kurzroman“ und dessen Umfang lässt sich anhand von den bisher gesammelten Kriterien in seiner Gattung begrenzen. Dazu zählen also alle Werke, die sich eben schnell lesen lassen. Die Lesezeit begrenzt sich häufig auf einen oder zwei Tage. Auch in der digitalen Medienwelt weisen Blogger:innen mit einer selbstverständlich gewordenen Angabe die Lesezeit ihrer Artikel aus, warum sollten sich Autor:innen dieser Fairness gegenüber ihrer Leserschaft nicht auch bedienen?

Beispiel für Kurzromane und erweiterte Begriffsdeutung

Ein kurzes Buch wie oben beschrieben habe ich Anfang diesen Jahres unter der Prämisse veröffentlicht, meiner Leserschaft einen aufregenden Rätselpfad auszulegen. Den Begriff Kurzroman verwende ich für mich bei „Der Unknall“ auch für die Inszenierung und die stilistische Bedeutung; ein namenloser Wanderer im ewigen Eis entwickelt seine charakterliche Tiefgründigkeit im farblich starken Kontrast zwischen Gedankenbildern aus purem Schwarz, grundiert durch ein ewig durch die Geschichte gejagtes Weiß. Außerhalb der Konvention herkömmlicher Kammerspiele, die nicht selten als dramaturgische Kurzliteratur erscheinen, und außerhalb

der stilistischen Normen einer Erzählung, verliert das kurze Buch jedoch nicht an Identität und Vorstellbarkeit – ein Kammerspiel ohne Raum, Figuren ohne Namen und eine andauernde Wahnverzerrung, die ihre Spannungskurven durchschmilzt und durch ihre ethischen Infragestellungen die Leserschaft mit einer scheinbar permeablen vierten Wand und gedankenstürmenden Schneechaos eindeckt. Bei meinem Kurzroman handelt es sich also um Literatur, die sich an den grundlegendsten Begriffen und Elementen der Vorstellungskraft bedient, um eine komplexe charakterliche Deutbarkeit und deren Verwobenheit zu zeichnen – ein Roman in kurzem Aufzug.

Alexandra Svenja Meyer ist Der Schnabel hinter Projekt & Poesieblog Schwarzer Flamingo und tritt bei Literarités und Poetry Slams auf, um poetische Performance zu nutzen und Menschen mit abstrakter, rästelhafter Poesie vertraut zu machen. Aufgrund ihrer dekonstruktivistischen und hermeneutischen Intentionen, welche sie hinter den rekursiv eingedeuteten Motiven auswachsender Pflanzen und formbehandeltem oder brechendem Glas einfasst, welche jene Motive sich im Ausfächern der Verständnisebenen eines Textes dynamisch verflechten, ist Alexandra auch als ‚Glasvasenpoetin‘ bekannt. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin und der Passion für moderne Poesie ist Alexandra als Cannabis-Patientin und Aktivistin für eine Entstigmatisierung von medizinischem Cannabis und dessen Patient:innen aktiv als Cannabis-Expertin auf Twitter. Für ihr Engagement und die kritische Aufbereitung von Cannabis-Studien wurde sie als Rednerin bei Cannabis-Veranstaltungen eingeladen und ist darüber hinaus politisch aktiv. Ihrem poetischen Schaffen widmet sie, nach eigenen Aussagen, das oben erwähnte Pflanzenmotiv unter der Inspirationsfahne von Cannabis in der Kunst. Aufgrund ihrer Erkrankung sei die Pflanze eine starke Stütze, durch die sie konzentriert in die begrifflichen Spiegelwelten aus gläserner Schreiberei eintauchen könne und von dort aus den Halm bis zur Knospe ihrer Inspiration erklimmt.
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